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BerichteEin persönlicher Rückblick auf Porto Alegre und die Verwunderung über die muffigen, deutschen Nörgler Wenn ich die Berichte aus verschiedenen politschen Richtungen über Porto Alegre lese, kann ich mich nur wundern. Da ist die Rede von undemokratischem Vorgehen, von dominierendem Verhalten der großen NGOs, von Instrumentalisierung der Bewegung und anderen Ungeheuerlichkeiten. Ich habe Porto Alegre ganz anders erlebt: vor allem nämlich als buntes Durcheinander, aber auch ernsthaften Austausch unter Menschen, die überall auf der Welt neue, starke Alternativen zur neoliberalen Politik entwickeln.
(von Katrin Zöfel k.zoefel@gmx.de) Da gibt es den Vorwurf an attac, die Organisation hätte die abschließende „Erklärung der sozialen Bewegungen in Porto Alegre“ dominiert, oder auch die bereits etablierten NGOs instrumentalisierten die Bewegung und benutzten die Medieninteresse am Forum, um ihre Statements und Forderungen noch bekannter zu machen. Es scheint als hätten die Jüngeren und Kleineren keine Chance gehabt Gehör zu finden, als gäbe es einen tiefen Graben zwischen Oben und Unten. Mir kommt das alles wie ein Neben-kampfschauplatz vor; die Polarisierung konstruiert. Jeder hat in dieser Bewegung seinen Platz. Die so genannten Promis spielen Vorreiter und Identifikationsfigur, das Jugendcamp in Porto Alegre war Treffpunkt und Ort für ganz eigene Veranstaltungen. Die einzelnen, auch die kleinen NGOs waren selbstbewusst genug, sich und ihre Arbeit in eigenen Workshops zu präsentieren. - Mich hat die Nähe der „großen“ Persönlichkeiten zum Fussvolk eher überrascht, so als David Korten Gast in einem unserer kleinen Workshops war oder als Vandana Shiva in einem viel zu kleinen Klassenzimmer mit den Teilnehmern diskutierte. Im International Forum on Globalization (internet: www.ifg.org) sind zum Beispiel 60 der „führenden“ Aktivisten, unter anderem Lori Wallach, Vandana Shiva, Martin Khor und David Korten, organisiert. Sie verfassen gemeinsame Berichte und detaillierte Vorschläge, wie eine andere Welt machbar ist. Das ist eine Arbeit auf sehr sachlicher, teilweise auch abgehobener Ebene. Auf eine ganz andere Art entwerfen junge Menschen auf der ganzen Welt ihre eigenen konkreten Lebenskonzepte und setzen sie direkt um. Wieder anders arbeiten kleine, afrikanische NGOs, die sich täglich mit den Schwierigkeiten auseinandersetzen, die die Abkommen der WTO für den afrikanischen Alltag bedeuten. Für mich lag das eigentlich Interessante am WSF in Porto Alegre in Folgendem: die große Chance war, als Teilnehmerin mit zu bekommen, wie viele verschiedene Alternativen es gibt. Menschen, die nicht darauf warten, dass irgendeine Regierung oder auch NGO etwas tut oder lässt, um dann zu reagieren, sondern eine Notwendigkeit sehen und tun, was Not tut. Diese Vitalität und dieser Wille zum Handeln, den ich bei vielen, vor allem den Initiativen aus den „Süd“-Ländern erlebt habe, hat mich begeistert. Kontakt: Katrin Zöfel, attac Hohenheim, Tel. 0711 - 4570252, E-Mail: k.zoefel@gmx.de |
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Aus www.weltsozialforum.org, gedruckt am: Fr, 27.12.2024
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