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Berichte

Das Weltsozialforum in der Kritik

Die offene Diskussion während der Veranstaltung werde immer wieder durch orchestrierte Organisationen gestört, monieren Kritiker. Auf Widerstand stösst auch die Forderung, das Weltsozialforum das nächste Mal in einem Industrieland abzuhalten.

(von Daniel Voll, Schweizer Radio und Fernsehen)

Schon der Empfang ist ungewohnt: Am Eingang steht die Polizei zur Gepäck- und Ausweiskontrolle. Das gab es bisher nicht – der staatliche Sicherheitsdienst hatte dies nach dem Anschlag beim Museum Bardo durchgesetzt.

Andere Unterschiede sind weniger augenfällig, aber sie haben die Veranstaltung ebenfalls geprägt. Am Weltsozialforum geht es in der Regel nicht nur um die weltweit aktuellen Themen der Globalisierungskritiker, um Fragen nach mehr Gerechtigkeit. Diskutiert werden immer auch «heisse Eisen» aus der Region. Im Maghreb sind es der bereits Jahrzehnte währende Konflikt zwischen Algerien und Marokko um die von Marokko annektierte Westsahara. Das Thema ist nicht neu, stand bereits am letzten Forum auf der Traktandenliste – und insbesondere Marokko nahm schon damals gezielt auf Diskussionen Einfluss.
 
Weltsozialforum als Bühne politischer Rivalitäten

Das Beispiel hat auch Algerien animiert – beim letzten Weltsozialforum kaum präsent, schickten Organisationen aus Algerien diesmal 1500 Teilnehmer nach Tunis, neben den Gastgebern wohl am meisten.

Und diese mischten sich ein, lautstark, handgreiflich und im Auftrag ihrer Regierungen, wie die tunesischen Veranstalter glauben: Sie kennen die Methode aus der Zeit des tunesischen Diktators Ben Ali. Die Aktivisten aus Marokko und Algerien kommen wohl zum grossen Teil aus staatsnahen Organisationen. Das heisst: Die Staaten versuchen das Forum zu unterwandern, die Lufthoheit über der offenen Diskussionsplattform zu kapern.
 
Geringe Auswirkungen auf konkrete Politik

Dabei dürften sie den Einfluss der Debatten am Weltsozialforum auf die konkrete Politik überschätzen. Dass sich aus spannenden Debatten selten konkreter politischer Druck entwickelt, ist eine alte Kritik am Forum.

Das Forum kann nichts direkt entscheiden – aber es ist Plattform für den Austausch von Ideen in einem weltweiten Netz. Viele Aktivisten, die sich sonst im Internet bloss virtuell begegnen, treffen sich am Forum oft zum ersten Mal auch physisch.
 
Québec als nächster Veranstaltungsort geplant

Darum ist es nicht unbedeutend, wo das Forum zusammenkommt. Im Kreis der Organisatoren wird offenbar diskutiert, ob das Sozialforum das nächste Jahr im kanadischen Québec stattfinden soll. Und damit erstmals in einem der sieben grössten Industrieländer.

Peter Niggli hält dies für grundsätzlich falsch. Er ist Geschäftsleiter von Alliance Süd, der Arbeitsgemeinschaft grosser Schweizer Hilfswerke. Er weist darauf hin, dass sich viele Teilnehmer aus Entwicklungsländern eine solche Reise nicht leisten können.

Mit dem Standort-Wechsel in ein Industrieland würde das Weltsozialforum die Funktion als Kontaktstelle zwischen Süd und Nord verlieren. Die Schweizer Vertreter am Sozialforum schlagen darum vor, dass das Forum beim nächsten Mal in Asien stattfindet, wo es mit Ausnahme von Indien bisher noch nie getagt hat.

 

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Aus www.weltsozialforum.org, gedruckt am: Fr, 29.03.2024 ©
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