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Berichte

"Globalicemos la lucha!" (Den Kampf globalisieren!)

Am 31. Januar fanden die Eröffnungsfeiern statt. Wir begleiten in diesem Artikel die Bauern der Via Campesina von der großen Demonstration am 31.1., wo sie am Anfang des Zuges marschierten, bis zur Eröffnungsfeier für ihr Camp am Abend nach der offiziellen Eröffnungsfeier des Sozialforums.

(von Julie Pagis)

Treffpunkt für die große Demonstration vor der Eröffnung des Weltsozialforums 2002 war der Marktplatz, 16 Uhr 30. Die Bauern der Via Campesina verließen ihr Camp, um sich den ca. 100 000 Menschen im Zentrum von Porto Alegre anzuschließen. Ca. 2000 bunt gekleidete Bauern, die die grünen Fahnen der Via Campesina hochhalten, führen diese Demonstration an. Sie singen Lieder der Landlosenbewegung (MST). Der MST ist nämlich sehr präsent, und ihr Platz am Anfang des Zugs wird doppelt symbolisch, als sich um die vierzig Kinder ganz nach vorne bewegen, die Lieder lautstark singen, die sie in den MST-Schulen gelernt haben, und dabei die linke Faust mit dem Ruf "Venceremos" empor strecken.

Nach der Ankunft in dem großen Amphitheater Do Sul, wo Musik gespielt wird, verstreuen sich die kleinen grünen Fahnen, alle strömen nach und nach hinein, um der Eröffnungsfeier beizuwohnen. Gegen 20 Uhr erblicke ich eine grüne Welle, ich folge ihr und erfahre, dass für die Bauern der Via Campesina der Abend noch nicht vorbei ist.

Der Lastwagen der Via Campesina soll uns zur Sporthalle Tishurina bringen und wir werden darum gebeten, in drei Reihen ihm zu folgen: Die einige hundert Meter lange Raupe setzt sich also wieder in Bewegung, weiterhin von lateinamerikanischer Musik begleitet.

Es ist schon spät, als wir zur Sporthalle gelangen, alle sind hungrig, in kleinen Gruppen von 4-5 Personen werden wir in den Zelten empfangen, wo Bäuerinnen und Bauern das Essen für alle zubereitet haben! Unsere kleine Gruppe wird von Bauern einer brasilianischen Bewegung empfangen, die einen Kampf um Wasser und gegen Wasserkraftwerke führt. Sie reichen uns einen Salat aus Reis und rohen Zwiebeln und ein kleines Glas von "Cachasa" (einheimisches alkoholisches Getränk aus Zuckerrohren). Sie erklären uns, dass sie zusammen mit dem MST und anderen Bewegungen kämpfen; der einzige Unterschied besteht darin, dass die einen kämpfen, um Land zu bekommen, während die anderen kämpfen, um das Land - das bisschen Land, das sie überhaupt besitzen - nicht zu verlieren.

Wir kehren in die Sporthalle zurück, in der die Feier anfängt. Von Musik begleitet kommen im Laufschritt um die hundert Soldaten hinein; sie umstellen die Spielfläche, während wir, die Zuschauer, in den Reihen über ihnen sitzen. Eine ganz in schwarz gekleidete Figur mit einem Hut in den Farben der US-Fahne tritt ein, von Buhrufen aus allen Reihen empfangen, der Saal wird warm, es ist nur der Beginn!

Es folgen Reden (in portugiesischer Sprache, nicht übersetzt). Ich merke mir die zitierten großen Namen. Bei jedem ausgerufenen Namen wird ein großes Transparent mit ihrem Porträt zur Mitte der Halle herunter getragen. Emiliano Zapata, Tupac Amaru, Simon Bolivar, Che Guevarra und Martin Luther King stehen unten, von Soldaten umzingelt! Aber nicht lange, denn die Organisatoren rufen die Bauern aller Länder auf - sie benennen dafür ihre Organisationen -, sich in die Mitte zu begeben, um den Kreis des Imperialismus zu brechen. Die Bauern aus Argentinien, Belize, Chile, Costa Rica, Cuba, Ecuador, den USA, Philippinen, Frankreich, Guatemala; Honduras, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Portugal, der Dominikanischen Republik, die Fischer aus Indien, Madagaskar, Indonesien und Kolumbien und selbstverständlich die Brasilianer strömen nach und nach in die Mitte der Halle und schieben die Soldaten beiseite. Die Botschaft ist klar und diese Inszenierung ist ziemlich bewegend. Während der Reden strecken die aufgeregten Zuschauer immer wieder die linke Faust hoch und rufen "Venceremos" und viele andere Parolen in portugiesischer Sprache.

Die letzte Rede hält Rafael Alegria. Er entwickelt die Vorschläge für
- eine Agrarreform ohne Latifundien,
- einen Kampf für das Leben und nicht für den Tod,
- den Schutz der natürlichen und genetischen Ressourcen ohne Patent,
- einen gerechten Handel,
- den Kampf gegen dieses ungerechte System.

Zum Schluss hebt er die Bedeutung von Porto Alegre hervor: Die Bauernbewegungen schließen sich mit anderen Bewegungen zusammen; weiter ist die Tatsache, dass sie in diesem Jahr zu zweitausend gekommen sind, wohl der Beweis für die ganze Welt, dass man sie noch nicht niedergeschlagen hat und dass der Kampf weitergeht: La Lucha sigue! Ihre diesjährige Parole, die alle zum Schluss rufen, ist eine schöne Antwort zu dem, was viele Globalisierung nennen: "Globalicemos la lucha!" (den Kampf globalisieren)

(Übersetzerin: Marie-Dominique Vernhes)

 

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