Berichte
Von der Bedeutung dem WSF ein afrikanisches Gepräge zu geben
Dieses Jahr kennzeichnet die erste Gelegenheit bei der ein afrikanisches Land, Kenia, alleiniger Gastgeber des Weltsozialforums (WSF) ist - einer Versammlung, die seinen Anfang in der brasilianischen Stadt Porto Alegre vor sieben Jahren hatte
(Interview von Moyiga Ndurum, Terraviva)
Johannesburg / Südafrika - Als 2006 das WSF nach Afrika kam geschah dies im Kontext eines sogenannten „polizentrischen Forums“, dessen Teile auf mehreren Kontinenten stattfanden. Letztes Jahr fand das WSF in Bamako, der Hauptstadt von Mali, in Venezuelas Hauptstadt Caracas und in Karachi, dem finanziellen Zentrum Pakistans, statt.
Manchmal als der „Karneval der Unterdrückten“ bezeichnet bringt das WSF neben anderen diejenigen zusammen, die sich der Globalisierung in seiner gegenwärtigen Form und der internationalen Herrschaft durch das Kapital widersetzen.
Hassen Lorgat, Leiter der Kampagnen- und Nachrichtenabteilung des südafrikanischen Zusammenschlusses nichtstaatlicher Organisationen, ist einer von denen, die die Entscheidung begrüßten das neueste Forum in Afrika anzusiedeln. In einem Interview mit Inter Press Service (IPS) sagte er, dass das WSF 2007 - geplant vom 20. bis 25. Januar - eine Gelegenheit biete den Scheinwerfer auf die Schlüsselherausforderungen zu richten, welchen der Kontinent gegenübersteht.
IPS: Welche Bedeutung hat es das Afrika alleiniger Austragungsort des WSF dieses Jahr ist?
Hassen Lorgat (HL): Es gibt viele Gründe dafür warum es wichtig ist das 7. Weltsozialforum in Afrika auszurichten. Aufgrund der Marginalisierung Afrikas in der Weltpolitik und Weltwirtschaft bleibt der Kontinent ein Nettoexporteur der Rohstoffe. Wir verkaufen unsere Rohstoffe zu einem Schleuderpreis und kaufen sie (zurück) vom Westen, nachdem sie verarbeitet worden sind, zu einem übertriebenen Preis.
Wir kämpfen darum Präsenz in den wichtigsten internationalen Foren wie den Vereinten Nationen zu erhalten. Wenn Sie die Welthandelsorganisation betrachten sind viele ihrer Mitglieder arm und sensibel für das Empfangen von Bestechungsgeldern. Afrika leidet unter Korruption innerlich und äußerlich. Unsere Gewerkschaften kämpfen und sind schwach.
Das (WSF 2007) gibt uns Zeit nachzudenken und uns dem Kampf gegen die unermeßliche Armut zu widmen, die Afrika gefangen hält. In Nairobi stellen wir uns all diesen Herausforderungen.
Außerdem hatten die vorhergehenden Versammlungen in Lateinamerika ein lateinamerikanisches Gepräge. Es ist Zeit das wir das Treffen in Kenia mit unseren afrikanischen Eigenheiten impfen.
IPS: Reisen afrikanische Teilnehmer nach Nairobi wegen allgemeiner Themen hoffend daß hierbei beim WSF Fortschritte erzielt werden - oder gibt es Anzeichen dafür, daß Leute von den unterschiedlichen Regionen des Kontinentes unterschiedliche Hoffnungen für das Forum haben?
HL: Das Forum ist ein offener Raum: unterschiedliche Bewegungen in Afrika haben unterschiedliche Annäherungen und unterschiedliche Stile. Manchmal haben sie sogar unterschiedliche ideologische Perspektiven. Dieses bringt uns zur Frage: Stärkt uns unsere Verschiedenartigkeit oder schwächt sie uns?
Ich denke, daß wir ähnliche Hoffnungen und (Quellen von) Verzweiflung haben. Nehmen Sie zum Beispiel die 24.000 Leute, die täglich des Hungers sterben, global - und die 8.200 Leute die täglich an AIDS sterben, eine große Zahl davon in Südafrika. Wenn wir nicht zu diesen Kernthemen zurückkommen, mit weltweit 1,1 Milliarden Menschen ohne sauberes Wasser, werden wir der Menschlichkeit ein Unrecht antun.
Noch wichtiger ist dass wir beginnen eine Übereinkunft darüber zu finden was Armut und Verschiedenheit verursacht und was sie reproduziert.
IPS: Gibt es ein bestimmtes Thema was Sie persönlich gerne behandelt sehen wollen?
HL: Ich denke, daß wir uns die Diskussion über Korruption zu eigen machen und sie in einer fortschrittlichen Tagesordnung integrieren müssen
vor kurzem sprach (Präsident Olusegun) Obasanjo von Nigeria darüber (Korruption). Er sagte, daß Millionen Dollar - sowohl im öffentlichen wie im privaten Bereich - in seinem Land jedes Jahr verloren gehen. Aber Korruption ist nicht nur auf Nigeria begrenzt: es ist ein globales Problem.
IPS: Was kann das WSF für das Bekanntmachen von Problemen Afrikas bewirken, was andere Konferenzen nicht schaffen?
HL: Das Weltsozialforum ist ein Fest
Jederman geht dort hin, organisiert seine Sitzungen und wundert sich über manche Dinge. Du findest religiöse Führer, Frauengruppen, AIDS-Aktivisten, die mit ihrer Tagesordnung kommen. Alle möchten gehört werden ... (aber) wir müssen einige Punkte der Vereinbarung finden. Das ist eine Herausforderung für uns.
IPS: Viele Delegierte von anderen Teilen der Welt sind in Kenia wegen des WSF. Welche Art internationaler Bündnisse sollten Afrikaner bilden um Punkte von globalen Interesses anzusprechen wie unfaire Handelsrichtlinien?
HL: Die Süd-Süd-Zusammenarbeit worüber die Leute reden sollte auf die Ebene der Zivilgesellschaft geholt werden. Das Indien-Brasilien-Südafrika-Bündnis z.B ist eine Regierung-Regierung-Zusammenarbeit. Die Zivilgesellschaft sollte darin miteinbezogen werden.
IPS: Was hoffen Sie werden die Delegierten und die Aktivisten von Nairobi mitnehmen?
HL: Mehr Aktion, mehr Reflektion, Zusammenarbeit. Wir müssen von den Brasilianern und von den Indern und von der Revolution in Lateinamerika lernen, wo Länder sich zur linken Seite des politischen Spektrums hinbewegen.
(Übersetzung: Torsten Trotzki)
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