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Berichte

Leider fehlt die Wirkmacht

Martin Ling über das Weltsozialforum in Mexiko-Stadt

(von Martin Ling, neues deutschland)


Das Weltsozialforum in Mexiko-Stadt stellte die Frage nach einer friedlichen Weltordnung. Foto: Moritz Osswald

Der rus­si­sche Angriffs­krieg ist über­flüs­sig wie ein Kropf. Schon ohne ihn hat die Welt seit der Finanz­kri­se 2008 mit einer Vier­fach­kri­se zu tun, der sie nicht Herr wird. Kli­ma- und Ener­gie­kri­se, eine seit­dem mit Null­zins­po­li­tik nur kaschier­te Finanz­kri­se und eine Nah­rungs­mit­tel­kri­se. Alle vier Kri­sen­fak­to­ren ver­schär­fen sich durch den Ukraine-Krieg.

Die kolum­bia­ni­schen Indí­ge­nas, die mit Bestür­zung auf das Tele­fo­nat von Kanz­ler Olaf Scholz mit dem rech­ten Prä­si­den­ten Kolum­bi­ens, Iván Duque, reagiert haben, sind nur ein Bei­spiel. Deutsch­land will schnellst­mög­lich mehr schmut­zi­ge Koh­le aus Kolum­bi­en bezie­hen, um Ener­gie­eng­päs­sen zu begeg­nen – was sche­ren da die CO2-Emis­sio­nen oder gar die Umwelt und die Men­schen in den kolum­bia­ni­schen Abbau­ge­bie­ten? Die haben die deut­sche Regie­rungs­po­li­tik noch nie inter­es­siert, so wenig wie der Put­in­sche Auto­kra­tis­mus vor dem 24. Febru­ar. Bil­li­ge Ener­gie für die deut­sche Wirt­schaft ist die Leitlinie.

Die Vier­fach­kri­se konn­te das Welt­so­zi­al­fo­rum (WSF) in Mexi­ko-Stadt so wenig lösen wie in all den Jah­ren zuvor, seit es 2001 im bra­si­lia­ni­schen Por­to Alegre aus der Tau­fe geho­ben wur­de. Seit­dem geht es um eine Welt­ord­nung, die das sozia­le Ele­ment über das wirt­schaft­li­che Ele­ment stellt – gemäß dem WSF-Slo­gan »Eine ande­re Welt ist mög­lich«. Viel mehr als sym­bo­li­schen Bei­stand für sozia­le Bewe­gun­gen ver­moch­te das Welt­so­zi­al­fo­rum lei­der nicht zu leis­ten. Die­sem Vor­wurf sieht sich das WSF schon seit Lan­gem aus­ge­setzt. Die Erschöp­fungs­si­gna­le zeich­nen sich seit Jah­ren immer deut­li­cher ab, schon längst vor der Coro­na-Pan­de­mie, die ana­lo­ge Tref­fen bis zum Tref­fen Anfang Mai in Mexi­ko-Stadt unmög­lich machte.

Aber allein durch sei­ne Exis­tenz ver­weist das Welt­so­zi­al­fo­rum auf die Not­wen­dig­keit der Suche nach einer ande­ren Welt­ord­nung mit Vor­fahrt für das Sozia­le, für Men­schen­rech­te für alle. Der Ukrai­ne-Krieg macht das deut­li­cher denn je.

 

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