zur Startseite
Das deutschsprachige Informationsportal
zur weltweiten Sozialforum-Bewegung
zur Startseite zur Startseite
| Aktuell  | Termine  | Links  | Forum  | Feedback  | Newsletter  | Suche: 
 
Schnell-Info
zurück zur Startseite

Berichte

Weltsozialforum streitet über Widerstand im Irak

Uneinigkeit darüber, ob und wie die Gegenwehr gegen die US-Besetzung unterstützt werden soll

Beim Weltsozialforum im Bombay ist am Wochenende eine tief greifende Meinungsverschiedenheit über die zukünftige Strategie der globalisierungskritischen Bewegung aufgetreten. Vertreter der Organisation Attac distanzierten sich von der indischen Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin Arundhati Roy. Diese hatte vor 50.000 Menschen zur Unterstützung der irakischen Gegenwehr gegen die Besetzung des Landes durch die USA aufgerufen: "Wenn wir wirklich gegen Neoliberalismus und Imperialismus sind, müssen wir den Widerstand im Irak nicht nur unterstützen, sondern selbst zum Widerstand im Irak werden."

Das Weltsozialforum tagt als Gipfel der globalisierungskritischen Bewegung dieses Jahr in der indischen Finanzmetropole Bombay. Im Mittelpunkt steht die Kritik an der Ausweitung der Marktwirtschaft und der Hegemonie der USA.

Attac-Aktivist Philipp Hersel kritisierte Roy. Er sehe die Gefahr "einer Solidarisierung mit Leuten, die nicht zur Bewegung gehören". Hersel hält es für falsch, "eine grundsätzliche Unterstützung für den Widerstand" gegen US-Soldaten im Irak auszusprechen. Schließlich sei Attac dem Prinzip der Gewaltfreiheit verpflichtet. Gewaltlose Aktionen seien aber zurzeit nicht "die typische Widerstandsform im Irak".

Sympathie für Roy

Das Weltsozialforum, an dem seit vergangenem Freitag an die 100.000 Menschen teilnehmen, hat damit seine erste große Kontroverse. Nichtregierungsorganisationen - vor allem aus Asien - bringen der Forderung Roys mehr Sympathie entgegen als Attac. Nicola Bullard von "Focus on the Global South" aus Bangkok etwa erklärte, dass sie auch bewaffneten Widerstand gegen die US-Truppen im Irak für legitim halte.

Arundhati Roy rief die Globalisierungskritiker indes auf, bis zum Abschluss des Forums am Mittwoch "zwei US-Konzerne" zu benennen, die "von der Zerstörung des Irak profitieren". Deren Einrichtungen sollten dann in der kommenden Zeit blockiert und "dichtgemacht" werden. "Das Weltsozialforum muss erwägen, dass es sich im Krieg befindet", sagte Roy weiter.

Die Taktik, Unternehmen zum Fokus des weltweiten Protests gegen den Irakkrieg zu machen, hält auch Attac für richtig. Aktivist Sven Giegold schlug vor, dass auch ein "europäischer Konzern" ausgewählt und blockiert werden sollte. Bis zum Mittwoch soll es eine "Erklärung der sozialen Bewegungen" geben, die die Ziele der globalisierungskritischen Bewegung für das nächste Jahr beschreibt.

Der französische Bauernaktivist José Bové forderte, die Integration des Weltmarktes zu stoppen. Dies sei besonders für die Landwirtschaft in Europa wichtig. Die Welthandelsorganisation WTO, die auf die Abschaffung aller Zölle und Subventionen dringt, solle sich aus der "Landwirtschaft heraushalten", sagte Bové, "die WTO ist die wirkliche Gefahr".

Unerwähnt ließ er, dass viele Entwicklungsländer in Übereinstimmung mit der WTO verlangen, die EU solle ihre Einfuhrzölle für landwirtschaftliche Produkte abschaffen. Weil diese in vielen Fällen den Import von Agrarprodukten aus der Dritten Welt nach Europa verhindern, schützen sie zwar die europäischen Bauern, schädigen aber die Landwirtschaft der südlichen Hemisphäre.

(DER STANDARD, Der Standard)

 

« zurück zur Übersicht