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Berichte

Jetzt wissen wir, wo Mumbai liegt

Die deutschsprachigen Medien berichten ausführlich über das Weltsozialforum. Wenn viele schon nicht verstehen, worum es geht, so haben sie zumindest begriffen, dass es wichtig ist. Eine kleine Internet-Recherche.

Was soll man über das Weltsozialforum schreiben? Das mag sich so mancher Redakteur (es sind ja großteils Männer, die es tun) denken. Es muss irgendwie kritisch sein, es muss zeigen, wie schwierig das alles ist. Und man muss den Finger "auf die Wunde legen", auch wenn das Suchen nach der Wunde ganz schöne Umwege erfordert. Immerhin,

"Auf den großen Foren ließen sich die Stars der Bewegung feiern. In den kleinen Workshops durfte jedermann und jedefrau sein Anliegen vorstellen. Es kam eine Vielzahl neuer Kontakte zustande, alle tauschten Erfahrungen aus und erfreuten sich aneinander – aber außer den Abschlussresolutionen gab es keine konkreten Ergebnisse. Weder in den inhaltlichen Positionen, noch bei den strategischen Konzepten entwickelte sich die Bewegung qualitativ weiter. Stattdessen gewinnen alt-kommunistische Gruppen an Einfluss."

... schreibt Die Zeit über das WSF, und sie hat wahrscheinlich damit den Knackpunkt der Auseinandersetzung mit dem Format des WSF gefunden.

Immerhin, über weite Strecken wird das Weltsozialforum dafür verwendet, wofür es eigentlich auch gemacht wird: Zur Berichterstattung über globalisierungskritische Themen. So hat die Süddeutsche Zeitung gleich mehrere Artikel in den Blättern der letzten Tage: Eine lange und berührende "Seite Drei" über die Eröffnung, ein Gespräch mit dem Philosophen Eric Hobsbawn, einen Bericht von amnesty international über das nordkoreanische Regime, wie es mit Hunger Politik macht, und -- ja, auch in Deutschland wissen wir nun, wo Mumbai liegt und wie es dort aussieht. Aber natürlich, auch hier wird das saure in der Suppe gefunden, und wenn es sogar vielleicht selbst rein getan wurde:

"Die Besucher des Forums kennen die Antwort offenbar schon: Böse ist, wer Macht hat."

...heißt es auf der Meinungsseite der Süddeutschen unter dem Titel "Imperialismus der anderen Art". Hat da irgendjemand irgendetwas nicht ganz verstanden?

Die altehrwürdige Frankfurter Allgemeine konzentriert sich auf einen anderen Punkt: Die globalisierungskritische Bewegung ist nicht mehr nur globalisierungskritisch: In den Zeiten, in denen die Globalisierung immer mehr militärisch zu schlägt, wachsen die WiderständlerInnen zusammen:

"Auf dem vierten Weltsozialgipfel geht es um viel mehr als um die Armen, die nach wie vor als Opfer der "neoliberalistischen Globalisierung" gelten. Der palästinensische Menschenrechtler Mustafa Barghouti geißelt die Unterdrückungspolitik Israels, der irakische Aktivist Amir al Rekaby kritisiert das Vorgehen der Amerikaner in seinem Heimatland, der britische Parlamentarier Jeremy Corbyn beklagt das soziale Unrecht in der Welt, und der Star der Veranstaltung, die iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, sagt dem "Patriarchat im Osten" den Kampf an."

Auch in Österreich wird berichtet: Das Qualitätsblatt Der Standard hat eine ganze Rubrik der Globalisierung gewidmet, und in der Printausgabe rutscht einem Redakteur aus, dass das Weltwirtschaftsforum mittlerweile eine Gegenveranstaltung zum Weltsozialforum ist. Die Bilanz darf natürlich auch hier nicht fehlen, und auch nicht eine lange Fotostrecke über Mumbai.

Wer allerdings von den großen Qualitätsblättern abrückt und die regionale Landschaft durchwühlt, wird bald enttäuscht: Die Schwäbische Zeitung hat zum Thema WSF nichts online (das ist schade), und die Bild-Zeitung auch nicht (das ist vielleicht sogar ganz gut). Auch der Bild-Zeitung Schreckpendant in Österreich, die Kronenzeitung hat wichtigeres zu berichten: Über einen korrupten Polizisten, einen vermeintlich gefolterten Nobelpreisträger und die Absage des Weltcuprennens in Kitzbühel. Aber im Ernst: Wer hätte es erwartet.

(Claus Faber, Attac Austria Home Team)

 

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