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Berichte

Unterwegs im globalen Netz

In Davos treffen sich die noch immer Mächtigen dieser Welt – in Dakar suchen die immer noch Ohnmächtigen eine Alternative

(von Tom Strohschneider, derFreitag)

Vor ein paar Tagen ist der frühere US-Botschafter John Kornblum gefragt worden, welche Folgen der Aufstieg Chinas zur ökonomischen Weltmacht für die internationalen Kräfteverhältnisse und die alte US-Hegemonie habe. Auf der politischen Weltkarte, antwortete der 67-Jährige, gehe es heute doch gar nicht mehr darum, ob man „überlegen oder unterlegen“ sei. Entscheidend sei vielmehr, „wer kann das Netzwerk am besten beherrschen“.

Die Welt ist in Bewegung – und das macht sich auch auf dem Davoser World Economic Forum (WEF) bemerkbar. Beim Treffen der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft, für das der Schweizer Ort alljährlich in eine von Tausenden Soldaten bewachte Festung verwandelt wird, sind Schwellen- und Entwicklungsländer inzwischen zahlreicher vertreten. Und: Sie repräsentieren dort nicht mehr bloß eine politische Peripherie, sondern eigene aufstrebende Subzentren. Die Wirtschaftskrise im Nacken und die Schuldenkrise im Blick, wird den von keiner demokratischen Instanz delegierten Davoser Kreis deshalb auch die Frage nach neuer Hegemonie umtreiben: Wer beherrscht das Netzwerk? Die globalen Entscheidungssysteme, so formuliert es WEF-Gründer Klaus Schwab, werden dem Tempo und der Komplexität der internationalen Veränderungen nicht mehr gerecht. Im Mittelpunkt der Davoser Konferenz solle deshalb auch die Frage stehen, wie „globale Zusammenarbeit“ neu organisiert werden kann.

Wenn dann eine Woche nach dem WEF im senegalesischen Dakar das zehnte Weltsozialforum (WSF) beginnt, beschäftigen sich Tausende Aktivisten, Gewerkschafter und NGO-Vertreter mit einer ähnlichen Agenda – allerdings werfen sie den Blick „von unten“. Erstmals findet das WSF, das als Gegenveranstaltung zum Davoser Treffen entstand, zeitlich verschoben statt. Die Organisatoren wollten medial nicht länger im Schatten des Schweizer Meetings stehen. Aber das WSF hat noch andere Probleme.

Entwicklungskrise

Die „neue Internationale“ – vom „zapatistischen Schrei“ Mitte der neunziger Jahre geweckt – 1999 in Seattle mit dem nötigen Schwung versehen und 2001 im brasilianischen Porto Allegre als Weltsozialforum geboren, steckt zehn Jahre danach in einer Entwicklungskrise. In Lateinamerika sind Organisationen des zivilgesellschaftlichen Aufbruchs selbst an die Schalthebel von Regierungen gelangt. Und auch in Europa hat die Bewegung einen kritischen Punkte erreicht: Das Istanbuler Sozialforum im Vorjahr ist als „Anti-Höhepunkt“ beschrieben worden – die nationalen und lokalen Sozialforen in Deutschland fristen ein Schattendasein. Das Treffen in Dakar, so hofft die belgische Transform-Aktivistin Francine Mestrum, könne der europäischen Bewegung helfen, „ihre Problematik neu zu sehen“.

 

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