Berichte
Weltsozialforum in Solidarität mit Tunesien
Die Ermordung des Oppositionsführers führt zu Reaktionen von Mitgliedsorganisationen des Internationalen Rates des Weltsozialforums, die die Mobilisierung für das Weltsozialforum im März in Tunesien verstärken wollen, um den Kampf für die Demokratisierung des Landes zu unterstützen.
(Quelle: http://www.ciranda.net/article6867.html, übersetzt von Christian Schöder, mit Ergänzungen von T. Trotzki)
Die Nachricht von der Ermordung von Chokri Belaid erreichte Mitgliedsorganisationen des Internationalen Rates des Weltsozialforums, als das Al Jazeera-Netzwerk am 06.02.2013 darüber informierte. Getötet durch zwei Schüsse fiel in Tunesien eine der aktivsten Stimmen im Land gegen den religiösen Einfluss im Staat und für die Verteidigung der Bürger- und Menschenrechte im Land.
Als Generalsekretär der „Parti des patriotes démocrates“ (PPD) und Mitglied der „Haute instance pour la réalisation des objectifs de la révolution, de la réforme politique et de la transition démocratique“ (Hohe Behörde für die Realisierung der Revolutionsziele, für politische Reformen und für demokratische Transition) beschuldigte Belaid radikale Islamisten für die jüngsten Angriffe gegen die Opposition. Am Samstag vor dem Mord, wurde ein Treffen der PPD durch Steinwürfe attackiert.
In einer Fernsehansprache am Tag seines Todes warnte Belaid: "Gewalt ist eine rote Linie, die niemand überschreiten darf. Natürlich ist es möglich Gewalt auszulösen, aber danach kann man sie nicht mehr kontrollieren“.
Bekräftigung der Solidarität
Weniger als zwei Monaten vor dem internationalen Treffen in Tunis, auf dem „Karawanen“ (Protestmärsche) aus den Regionen und Delegationen aus verschiedenen Ländern der Welt erwartet werden, schickten Mitglieder des Internationalen Rates des WSF zahlreiche Solidaritätsbekundungen. Um ihre Solidarität mit dem Demokratisierungsprozess in der arabischen Welt zum Ausdruck zu bringen, soll die Mobilisierung für das WSF verstärkt werden. Das Verbrechen an Belaid sei ein Versuch, die Bevölkerung einzuschüchtern und das WSF könne dazu beitragen, den Widerstand zu stärken, heißt es in den Bekundungen.
Der Vorschlag, eine einfache und direkte Botschaft zu senden, die die Trauer über das Verbrechen sowie die Entschlossenheit zum Ausdruck bringt, das Weltsozialforum zu veranstalten, gewann schnell Anhänger. In weniger als einem Tag kamen fast hundert Unterschriften zusammen; jede Ausdruck einer Stimme einer Organisation, eines Netzwerk oder einer sozialen Bewegung des Internationalen Rates. Der Brief erreichte die Familie und die Kollegen von Chokri Belaid sowie das lokale Organisationskomitees des WSF. Im Brief werden die Absichten der Verbrecher verurteilt, "jene Frauen und Männer zum Schweigen zu bringen, die den Kampf für Gerechtigkeit, Freiheit und Würde" führen und es wird aufgefordert, das Verbrechen aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Nachfolgend der Text des Briefes vom 07.02.2013 in deutscher Übersetzung:
Wir, die unterzeichnenden Organisationen, beteiligt an den Vorbereitungen für das Weltsozialforum, das im März 2013 in Tunis stattfinden wird, sind schockiert über den Mord an Chokri Belaid, einem politischen Führer, der sein Leben dem Kampf für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit gewidmet hat.
Wir möchten unsere Anteilnahme der Familie des Verstorbenen, seinen Gefährten und Freunden, den demokratischen Tunesiern und dem tunesischen Volk für den Verlust eines Mannes bekunden, der nicht müde würde, sie zu verteidigen.
Dieses abscheuliche Verbrechen passierte zwei Jahre nach dem Beginn der Revolutionen in Tunesien und in der Region und weniger als zwei Monaten vor dem WSF 2013 in Tunis. Dieser Mord soll jene Frauen und Männer, die für Gerechtigkeit, Freiheit und Würde kämpfen, zum Schweigen bringen und ein Klima der Angst und des Hasses schüren.
Ein solcher Akt kann den Demokratisierungsprozess nicht stoppen, mit dem wir uns verbunden fühlen. Wir glauben, dass die demokratischen Kräfte in Tunesien stark bleiben und unerschütterlich in ihrer Überzeugung, friedliche Lösungen für die Konflikte zu finden und den Demokratisierungsprozess voranzubringen. Wir appellieren an die tunesischen Behörden eine sofortige und unparteiische Untersuchung einzuleiten, die die Täter dieses Mordes fasst und sicherstellt, dass diese Handlung nicht ungestraft bleibt und diese Art von Kriminalität nicht wiederholt wird. Wir sind mehr denn je von der Notwendigkeit einer internationalen Mobilisierung für das WSF 2013 überzeugt, um den demokratischen Prozess in Tunesien zu unterstützen.
Erstunterzeichner: Collectif Démocratie et Modernité; Observatoire Marocain des Libertés Publiques; réseau International No Vox; AFAPREDESA; Attac France; FSU (Fédération Syndicale Unitaire); N'Aoura; CRID; Rete Italiana Fsm; Arci - Italie; COBAS; IPAM (initiatives pour un autre monde); ATMF; SNAPAP; IDD (Immigration Développement Démocratie); FCMA; Commission Bresilienne Justice et Paix; ASDHOM; Fondation Franz Fanon; Ciranda; Union Nationale des Travailleurs au Maroc (UNTM); Global Social Justice; Association El ghorba; association citoyenne pour la démocratie participative; Association Beni Znassen pour la Culture, le Développement et la Solidarité; Reseau marocain euromed des ONGS; Association des Amis de la Démocratie et de la Liberté; d'Expression (ADLE); Organisation démocratique du travail (ODT); Union Générale des Travailleurs au Maroc (UGTM); Confédération Démocratique du Travail (CDT); Fédération Démocratique du Travail (FDT); Réseau Amazigh pour la Citoyenneté (Azetta); Association Démocratique des Femmes du Maroc (ADFM); CEDETIM; Coordination Maghrébine des Droits Humains (CMODH); FEMMES ALTERNATIVES (FMAS); ACTION JEUNESSE (FMAS); FORUM DES ALTERNATIVES MAROC (FMAS); E-JOUSSOUR; RAZDED - Maroc; FOBDEC - Maroc; SOS MIGRANTS - Belgique; LIGUE TUNISIENNE DES DROITS DE L'HOMME; FTCR; AJAK MAROC; Réseau International Helsinki Citizens' Assembly
Treffen in Tunesien über das Weltsozialforum 2013
Das tunesische Organisationskomitee sowie Vertreter des Internationalen Rates werden vom 15.-17.02.2013 in Tunis zusammenkommen, um die Vorbereitungen des WSF (geplant für den Zeitraum vom 26 bis 30 März) voranzubringen. Ein weiteres Treffen des Internationalen Rates wird im Anschluss an das Weltsozialforum am 31. März und 1. April folgen.
Dieses Treffen wurde einberufen, um über das Programm des WSF zu entscheiden, aber auch um über die Situation in Tunesien und die Bedeutung des WSF und die internationale Präsenz für die sozialen Bewegungen und Organisationen der tunesischen Zivilgesellschaft zu sprechen.
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