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Berichte

Kräfte bündeln für eine bessere Welt

Trommeln und Gesänge schallen über den Campus, immer wieder sind Sprechchöre zu hören. Es ist der zweite Tag mit Workshops und Diskussionsforen beim Weltsozialforum in Tunis und die Stimmung ist noch lebendiger als am Vortag. Die GEW widmet sich trotz der ausgelassenen Atmosphäre einem ernsten Thema: Kinderarbeit.

(von Anja Heifel (Text) sowie Birte Prpitsch und Manfred Brinkmann (Fotos), GEW)

Wer heute auf dem Campus der El Manar-Universität in Ruhe gelassen werden möchte, hat keine Chance. Es scheint, als seien am zweiten Tag noch mehr TeilnehmerInnen aus aller Welt gekommen, um sich in Workshops und Diskussionsrunden auszutauschen. Rund um die Veranstaltungen geht es lauter und bunter zu als am Vortag: Viele neue Info-Stände und Zelte sind auf dem weitläufigen Campus hinzugekommen, fliegende Händler bieten Souvenirs an. Es wird gesungen und getanzt, Erinnerungsfotos werden geschossen, Mail-Adressen ausgetauscht. Immer wieder ziehen Menschen in kleinen Demos über das Gelände und stimmen Sprechchöre an.

Grundlagen für ein besseres Leben

Auch Bilel und Sarah sind von der Stimmung auf dem Campus mitgerissen. Sie beide studieren an der El Manar-Universität, doch heute sind sie aus einem anderen Grund hier: Sie engagieren sich zusammen mit anderen jungen Tunesiern ehrenamtlich in der Tunisian Association of Family Promotion und möchten auf dem Weltsozialforum Unterstützung für ihre Arbeit finden. Aus dem kleinen Info-Zelt dröhnt arabische Musik und wer mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen will, wird erst einmal zum Tanz eingeladen. Die Organisation unterstützt ärmere tunesische Familien mit Geld- und Sachspenden und kümmert sich um Waisen, um ihnen ein glücklicheres Leben zu ermöglichen. „Wir sind dabei auf Unterstützung angewiesen“, erklärt Sarah. „Deshalb ist es für uns wichtig, unsere Arbeit hier vielen Menschen vorzustellen.“ Sie freut sich über die ersten Erfolge der jungen Organisation: „Am Anfang haben wir zwanzig Waisenkinder betreut, mittlerweile sind es schon fünfzig.

Links: Auf dem Campus der El Manar-Universität herrscht buntes Treiben
Mitte: Info-Stände säumen die Wege auf dem weitläufigen Gelände
Rechts: Wer ins Gespräch kommen will, wird erst einmal zum Tanz eingeladen

Arabischer Frühling auf dem Campus

Bilel und Sarah gehören zu einer Generation, die gesellschaftliche Veränderung selbst in die Hand nimmt und die Zukunft des eigenen Landes aktiv mitgestalten möchte. „Haben Sie schon von der arabischen Revolution gehört?“, fragt Bilel. Er sieht sein Engagement für die Tunisian Association of Family Promotion in einem größeren Zusammenhang. „Die Revolution hat uns mehr Freiheiten gebracht. Wir können nun offener sagen und schreiben, was wir denken“, erklärt er. „Aber die soziale und wirtschaftliche Lage im Land hat sich nicht verändert. Vielen Familien geht es schlecht.“ Dass das Weltsozialforum in Tunesien stattfinden, wo der arabische Frühling seinen Ursprung an, findet Bilel wichtig: „Wir möchten wissen, was die Menschen über die Revolution denken, denn sie ist noch nicht vorbei. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“

Bildung statt Kinderarbeit

Auch im gemeinsamen Workshop von GEW, Friedrich-Ebert-Stiftung und F-SYNTER aus Burkina Faso geht es an diesem Tag um ein besseres Leben – und zwar für Kinder. Weltweit müssen über 200 Millionen Kinder arbeiten, die meisten von ihnen unter gefährlichen Bedingungen. Zur Schule gehen sie nicht. Dabei ist Kinderarbeit nicht allein ein Problem der Entwicklungsländer. In der Türkei beispielsweise, dem größten Exporteur von Haselnüssen, werden Kinder bei der Ernte eingesetzt. Zu den größten Abnehmern gehört unter anderem die deutsche Süßwarenindustrie. Manfred Brinkmann, Referent für Internationales beim Vorstand der GEW, betont, dass gerade Gewerkschaften im Kampf gegen Kinderarbeit eine zentrale Rolle spielen, denn die Ursachen liegen in der Armut und in einem Mangel an anständiger Arbeit für Erwachsene. „Wir müssen für gute Arbeitsbedingungen für Erwachsene kämpfen, um die Kinderarbeit zu beenden", erklärt er.

Links: Gegen Kinderarbeit auf dem Podium: Florian (SNES-FSU, Frankreich), Barbara (GEW), Jean-Pierre und Lydia-Yvette (F-SYNTER, Burkina Faso)
Mitte: Eine Lehrerin aus Sambia berichtet aus ihrem Land
Rechts: Rund vierzig Personen nahmen am Workshop 'Kinderarbeit - was tun?' teil

Kräfte bündeln gegen Kinderarbeit

Bildung für alle und das Ende der Kinderarbeit bis zum Jahr 2015? Noch immer haben nicht alle Länder die UN-Konvention gegen Kinderarbeit unterzeichnet. Für Barbara Geier, die die GEW in der Globalen Bildungskampagne vertritt, rücken die Millenniums-Ziele der UNO in immer weitere Ferne. Danach sollen alle Kinder weltweit bis 2015 die Möglichkeit bekommen, eine Schule zu besuchen. Neben den Gewerkschaften sieht sie auch die Zivilgesellschaft und die Politik in der Verantwortung. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln und den Nord-Süd-Austausch vorantreiben“, fordert sie. Ein Journalist aus Tunesien sitzt im Plenum und meldet sich zu Wort: „Allein dass wir hier zusammen sitzen und gemeinsam Lösungen suchen, beweist, dass es noch nicht zu spät ist. Wir sind die Lösung. Jetzt müssen wir aktiv werden!“

 

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