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Berichte

Der Traum von einer besseren Welt

Es ist das erste Weltsozialforum in einem arabischen Land: Zur wichtigsten Veranstaltung der globalisierungskritischen Bewegung werden zehntausende Gäste in der tunesischen Hauptstadt Tunis erwartet.

(von Sarah Mersch, Deutsche Welle)

"Würde" ist das Motto des elften Weltsozialforums - ganz im Sinne des Slogans der Revolte in Tunesien, wo die Demonstranten vor gut zwei Jahren in ihren Sprechchören "Arbeit, Freiheit und Würde" forderten. Dass das Forum ausgerechnet in Tunis stattfindet, hat für Mouhieddine Cherbib, Mitglied des Organisationskomitees, eine große Bedeutung: "Nach einer Revolution bedeutet das sehr viel." Die essenziellen Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, Wirtschaft und Sicherheit von einem lokalen auf ein weltweites Niveau zu heben, sei wichtig - und unter der Diktatur Ben Alis kaum möglich gewesen.

Proteste in Tunis nach der Ermordung eines säkularen Oppositionsführers (Foto: FETHI BELAID/AFP/Getty Images)
Noch ist die Revolution nicht vorbei: Proteste in Tunis nach der Ermordung eines säkularen Oppositionsführers

"Stellen Sie sich mal vor, dass ein Arbeiter aus Redeyef (einer Bergbauregion im Südwesten Tunesiens) einen Kumpel aus Deutschland, Frankreich oder Belgien trifft, oder aus der Mongolei - früher war das unvorstellbar, heute ist es möglich. Und genau das ist ja das Ziel der Weltsozialforen." Denn die Fragen, die auf dem Forum gestellt werden, sind genau die, die auch in Tunesien im Kern der Debatte um Demokratie und Gerechtigkeit stehen.

Hohe Erwartungen

 Mouhieddine Cherbib (Foto: Sarah Mersch)
Mouhieddine Cherbib

Das Weltsozialforum wurde 2001 als Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum in Davos gegründet. Bis zum Wochenende gibt es rund dreitausend Workshops, Demonstrationen und Konzerte auf dem Campus der Universität von Tunis. Die 4500 Organisatoren erwarten bis zu 50.000 Teilnehmer aus aller Welt, um über Globalisierungsfragen, Arbeit, Frauenrechte und Zukunftsfragen zu debattieren. Eröffnet wird das Forum am Dienstag (26.03.2013) mit einer Frauenversammlung und einer Großdemo am Nachmittag, die die Teilnehmer durch das Zentrum der tunesischen Hauptstadt führt.

Auch wenn es keinen speziellen Schwerpunkt zur arabischen Welt gibt, setzen viele Mitglieder der tunesischen Zivilgesellschaft große Hoffnungen in das Weltsozialforum. Sie erwarten, dass die Massenveranstaltung der tunesischen Demokratisierungsbewegung neuen Schwung gibt. Tunesien kämpft mit Extremisten und einer sich täglich verschärfenden wirtschaftlichen Krise. "Unser Demokratisierungsprozess kommt nur mühsam voran, ich hoffe, dass das Forum dazu beitragen kann, ihn zu verbessern", sagt Cherbib.

Mühsame Logistik

Auch Halima Jouini, Frauenrechtlerin und Vorstandsmitglied der Tunesischen Menschenrechtsliga, hat sich in der Vorbereitung des Weltsozialforums engagiert, um den Transformationsprozess in Tunesien zu verstärken. "Wir wollen, dass die Dinge hier sich verändern, hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit, Gleichheit zwischen Männern und Frauen und für die Demokratie." Nie wieder dürfe es in Tunesien eine Diktatur geben. "Wir hoffen, dass das Forum uns neuen Atem gibt, den Kampf für Demokratie und Teilhabe weiterzuführen."

Bunte Truppe: Demonstranten beim Weltsozialforum in Brasilien 2012 (Foto:Jonathan Heckler, Agencia Freelancer/AP/dapd).
Bunte Truppe: Demonstranten beim Weltsozialforum in Brasilien 2012

Für die Tunesier ist es das erste Mal, dass so eine Großveranstaltung in ihrem Land stattfindet. Die Organisatoren kämpfen mit einer ganzen Reihe von logistischen Problemen. Teile des Budgets von insgesamt rund einer halben Million Euro, das von staatlicher Seite und internationalen Gebern zugesagt wurde, kommen nur mit Verspätung. Auch die Unterbringung vor allem von Teilnehmern aus Entwicklungsländern, die sich kein Hotel leisten können, gestaltet sich schwierig. Immerhin: Ein dreitägiger Streik des Bodenpersonals der tunesischen Flughäfen wurde im letzten Moment abgesagt.


 

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