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Berichte

Zwischenbericht vom Weltsozialforum

Erste Eindruecke vom Forum, kurze Schilderung der Struktur, Blitzlichter von den Seminaren, Konferenzen, Workshops an denen ich teilgenommen habe, politische Einschaetzung

(von Monik)

Es ist schwer, zusammenhaengend von einem Event zu berichten, an dem ueber 70.000 Leute teilnehmen, das an vielen verschiedenen Orten einer Millionenstadt stattfindet. Meine Eindruecke koennen natuerlich nur den winzigen Ausschnitt wiedergeben, den ich von den ersten vier Tagen dieses Weltsozialforums gewonnen habe (nur um die Ausmasse noch einmal klar zu machen, das Programm mit den Titeln der verschiedenen Konferenzen, Seminare und Workshops hat ueber 70 Seiten).

Am 31.1. gab es zuerst Koordinationskonferenzen der jeweiligen Kontinente. Bei der europaeischen Konferenz war sehr auffaellig, dass a) Attac die ganze Idee dieses Forums lanciert hat (es sind ueber 800 Leute aus Frankreich da, davon wahrscheinlich der groessere Teil von Attac, b) so gut wie niemand aus Osteuropa anwesend ist (bis auf vereinzelte TeilnehmerInnen aus Russland und Polen absolute Fehlanzeige) und c) die deutschen TeilnehmerInnen sich vorher, im Gegensatz zu den meisten anderen, nicht vernetzt hatten und vorher keinerlei Treffen abgehalten hatten (Das mag auch an denerxtrem unterschiedlichen Hintergruenden der TeilnehmerInnen liegen. Ich habe wahrscheinlich mit den Delegierten der Friedrich-Ebert-Stiftung weniger gemeinsam, als mit vielen anderen Leuten auf diesem Forum).

Danach gab es eine Auftaktdemo mit anschliessendem Konzert. Die Demo war laut, begeistert, hat viel Spass gemacht. Besonders spannend waren die Parolen, die skandiert wurden. Z.B. Um, dois,tres,quatro, cinco, mil, la lucha de Argentina es el mismo que em Brasil (Eins zwei drei vier tausend, der Kampf in Argentinien ist der gleiche wie in Brasilien. Oder zumindest so aehnlich.) Es waren jede Menge roter Fahnen da,von sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen Gruppen aus ganz Lateinamerika. Attac war auch sehr stark, Es gibt inzwischen wohl auch Attac Uruguay, Attac Chile und was weiss ich noch alles. es wurde viel gesungen und getanzt und die schiere Vielfalt von Menschen und Gruppen hat einen fast erschlagen. Von vielen hatte ich noch nie gehoert, z. B. der Vereinigung , die Reparationszahlungen fuer die Leute fordert, die von ehemaligen Sklaven abstammen. Die Abschluss- und Eroeffnungskundgebung auf der Riesenbuehne war dann eher offizielles Kulturprogramm. Dazu muss ich vielleicht erklaren, dass hier im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul die PT (Partida dos Trabalhadores, Arbeiterpartei) an der Macht ist, wie auch in der Stadt selbst. Diese Partei hat ein Konzept der partizipativen Regierung entwickelt und auch ein sog. partizipatives Budget, versteht sich als volksnah und sozialistisch und ist es wohl auch in bestimmter Weise, wenn ich auch nicht recht einschaetzen kann, ob das nicht zum Teil Propaganda ist. Jedenfalls haben sie Unmengen von Geld und Oeffentlichkeitsarbeit in diese Veranstaltungen gesteckt, ueberall Transparante, Wandgemaelde, freundliche PolizistInnen (zur Bewachung der TeilnehmerInnen, Brasilien ist wohl eines der Laender mit der hoechsten Entfuehrungsrate der Welt, die das Weltsozialforum und dessen Slogan Eine Andere Welt ist Moeglich in verschiedensten Formen anpreisen. Ein leicht gewoehnungsbeduerftiges Konzept, fuer eine, die aus Europa kommt.

Direkt hinter der grossen Buehne liegt das Jugendcamp, wo ca. 15.000 Leute campen. Hier sehen die Leute denen, denen ich sonst so auf den ueblichen Demos in Deutschland und anderswo begegne am aehnlichsten. Auch die Seminare, die vom Jugendcamp aus veranstaltet werden erscheinen mir bisher als die basisdemokratischsten. Nicht immer nur aeltere Herren, die von einer Buehne herunter reden (tatsaechlich geht mir die Struktur dieses Forums manchmal etwas auf die Nerven. Keinerlei Transparenz darueber, wer bestimmt, wer wann wo spricht. Wenn Dinge veraendert werden, stellt man die TeilnehmerInnen einfach vor vollendete Tatsachen. So geschehen, als tausende von leuten Noam Chomsky sprechen hoeren wollten, der aber dann einfach mal schnell in einen anderen Saal umgeleitet wurde, und ploetzlich als Videoprojektion erschien. Das ganze endete in einer Art Riot. Stuehle flogen und eine Leinwand wurde von wuetenden ZuschauerInnen heruntergerissen, die Betrug, Betrug skandierten) .

Tja, ich bin hier an einem oeffentlichen Terminal und muss jetzt aufhoeren, weil hunderte von Leuten darauf warten auch etwas zu schreiben. Fortsetzung folgt.

 

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