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Berichte

With a little help of my friends ...

Schlichte Sprachbarrieren drohten die Podiumsveranstaltung zum Thema "Globalisierung, Information und Kommunikation" scheitern zu lassen, doch nicht nur das

8.30 Uhr Ortszeit in Porto Alegre: Die grundlegende Podiumsdiskussion zum Themenbereich 3 "Medien, Kultur und Gegenmacht" soll beginnen. Doch noch ereignet sich in der Halle 7 der "Armazéns do Cais do Porto" nichts. Nur wenige Menschen sind bisher eingetroffen. Lebhaft Diskussionen gibt es stattdessen vor der Halle. Bei der Ausleihe der Kopfhörer für die Simultanübersetzung gibt es heftige Dispute: Alle wollen einen Kopfhörer, aber nur Besitzer eines Original-Personalausweises oder Reisepasses wird dieser ausgehändigt! Leider wurde dies aber nirgends vorher angekündigt. Den deutschen Teilnehmern wurde sogar bei der Begrüßungsveranstaltung im Gothe-Institut eingeschärft, statt Originaldokumenten nur Kopien bei sich zu tragen... Glücklicherweise begleiten mich drei Freunde, die das richtige Papier bei sich tragen. Also werde ich doch mithören können!

9.30 Uhr: Die Podiumsdiskussion startet. Moderator Bernard Cassen, Generaldirektor von "Le Monde Diplomatique" und Mitbegründer von Attac in Frankreich, begrüßt die PodiumsteilnehmerInnen:

1. Armand Mattelart, Kommunikationswissenschaftler, siehe z.B. sein Buch "Kommunikation ohne Grenzen?", Belgien, 2. Anna Pizzo, Journalistin, arbeitet u.a. für das Magazin "Carta" (siehe www.carta.org, Italien 3. Prabhash Joshi, Journalist, Jansatta, Indien, 4. Beth Costa, Journalistin, Nationales Journalistenkomittee Brasilien, Brasilien, 5. David Barzanian, Radiojournalist, Alternatives Radio, USA, 6. Giulietto Chiesa, Journalist und Schriftsteller, beteiligt an Projekten im Bereich Demokratisierung wie z.B. megachip, Information und Kommunikation, Italien

15 Minuten darf nun Jede/r von ihnen reden - eineinhalb Stunden Schwerstarbeit für DolmetscherInnen und ihre ZuhörerInnen. Dabei ist teilweise Multi-Kulti-Übersetzung angesagt, etwa dann, wenn eine Italienerin in französischer Sprache vorträgt, was ein brasilianische Dolmetscherin ins Englische übersetzt für eine Vielzahl von Zuhörern, für die Englisch eine Zweit- oder Drittsprache, etwa bei den Brasilianern oder Deutschen.

Gemeinsam mit meinen Freunden versuche ich mir über das Gehörte Klarheit zu verschaffen. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung dessen, was wir gemeinsam verstanden haben:

Armand Mattelart: Folgende Themen sind von der globalisierungskritischen Bewegung vordringlich zu bearbeiten: a) die Wiederherstellung der ursprünglichen Bedeutung von Begriffen wie z.B. Diversität, b) der Kampf gegen die fortschreitende Deregulierung der Kommunikationsysteme, c) die Deinstitutionalisierung und Globalisierung der Debatte über kulturelle Entwicklung.

Ann Pizzo: In Italien haben die alternativen Medien wie z.B. das Internet nach Genua an Bedeutung erheblich gewonnen (Verkauf von CDs, Büchern usw.). Ein loses Netzwerk ist entstanden, dessen Struktur aber noch verbessert werden muss, gerade auch was die Koordination der Aktivitäten anbelangt.

Prabhash Joshi: Indien besitzt eine besondere Medienlandschaft, die sich von anderen Ländern unterscheidet. 90 % der Printmedien wie etwa Zeitungen erscheinen in lokalen Sprachen und Dialekten, nur 10% in englischer Sprache. Letztere bedienen die Interessen eine Elite bzw. einer kleinen Mittelschicht. Im letzten Jahr wurde ein Gesetz wirksam, dass ausländischen Gesellschaften Dierektinvestitionen auch im Medienbereich gestattet.

Beth Costa: Der brasilianische Jounalistenverband setzt sich seit seiner Gründung vor mehr als 50 Jahren für die Demokratisierung ein. Die vor kurzem erfolgte Wahl von Lula da Silva von der Arbeiterpartei PT zum Staatspräsidenten hat neue Hoffnungen geweckt. So hat Lula, als er von George Bush gefragt wurde, ob er den Kampf gegen den Terror unterstützt, diesem geantwortet, dass er gegen den Hunger in Brasilien kämpfe.

David Barzanian: Infomationen öffentlich zu verbreiten ist nicht so schwer wie viele denken. Auch die Produktion von Radiosendungen ist keine Geheimwissenschaft. Das Radio hat außerdem den Vorteil, dass es sehr viele erreicht, weil es dafür überall billige Empfänger gibt. - Informationen sind der Sauerstoff für die Demokratie. - Zum drohenden Krieg im Irak: Die USA plant hier eine einseitige Intervention; der Grund dafür ist allein die Sicherung des Zugriffs auf das weltweit zweitgrößte Ölvorkommen.

Giulietto Chiesa: Es geht vor allem darum, die Mehrheit der Medienkonsumenten zu erreichen, d.h. vor allem die Fernsehzuschauer. Wir dürfen uns nicht einbilden, dass wir mit einigen alternativen Medien wie dem Internet den Kampf für eine demokratische Medienkultur schon gewonnen haben. Dieser Kampf ist sehr schwierig. Wir müssen hierfür eine neue Organisationsstruktur aufbauen.

Dieses Gedanken-Patchwork ergibt leider keinen rechten Zusammenhang, es fehlt jegliches Systematik. Ursache hierfür: Neben den Übersetzungsproblemen auch die das Fehlen eines übergeordneten inhaltlichen Bezugsrahmens. Auch die Moderation bringt hier keine Erleuchtung, da sie sich lediglich auf die Zeiteinteilung der Redebeiträge beschränkt.

Zum Schluss der Veranstaltung beantworten die PodiumsteilnehmerInnen noch Fragen aus dem Publikum. Doch die Hälfte des Auditoriums ist schon zur nächsten Veranstaltung aufgebrochen. Der Moderator bittet um Verständnis darum, dass aus Zeitgründen nicht alle Fragen beantwortet werden können. So bleibt auch die Frage unbeantwortet, warum auf dem Podium kein Mensch aus Afrika anwesend war.

Bleibt die praktische Erkenntnis, dass globale Kommunikation und Information umfangreicher Vorbereitungen bedarf, wenn sie gelingen soll. An eben dieser fehlte es hier.

 

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