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Weltsozialforum: Mischung aus Kirchentag und Basar linker Ideen

Eine Revolution liegt nicht gerade in der Luft beim Welttreffen der Globalisierungskritiker in Porto Alegre. Stattdessen steht die Arbeit an den Grundlagen einer gerechteren Weltordnung auf dem Programm.

(Von Jan-Uwe-Ronneburger, dpa)

Porto Alegre (dpa) - In hunderten Arbeitsgruppen, Seminaren und Konferenzen arbeiten viele der etwa 100.000 Teilnehmer des 3. Weltsozialforums fleißig und zäh von früh bis spät an den Grundlagen einer gerechteren Weltordnung. Überschattet wird die Großveranstaltung von dem drohenden Irak-Krieg, gegen den gleich am ersten Tag weit mehr als nur die 100.000 Teilnehmer des Forums demonstrierten.

Geduld und eine gehörige Portion Toleranz sind wichtige Voraussetzungen, um sich fünf Tage lang im Wirrwarr von Veranstaltungsstätten, Diskussionsforen und überfüllten Bussen auf die Kritik an der «neoliberalen» Globalisierung und auf konstruktive Gegenvorschläge zu konzentrieren. Hinzu kommt eine babylonische Sprachverwirrung zwischen den Abgesandten linker Basisbewegungen aus mehr als 150 Ländern.

So geißelte der pakistanische Intellektuelle Tarik Ali in einer flammenden Rede auf Englisch schon 20 Minuten den «Imperialismus und die Kriegstreiberei» der USA, als tausende Zuhörer in Sprechchören endlich eine Übersetzung forderten. «Wir sprechen nicht die gleiche Sprache, aber unsere Herzen schlagen im Gleichtakt», entschuldigte sich Ali mit Hilfe eines hastig herbeigerufenen Übersetzers. Brausender Beifall. Bisweilen aber verflacht die Diskussion auf dem Weltsozialforum, weil Gleichgesinnte zu Gleichgesinnten sprechen.

Die Wirkung eines solchen Treffens ist kaum messbar, aber sicher nicht zu unterschätzen. «Ich finde es ganz angenehm zu merken, wie Menschen weltweit aus unterschiedlichen Zusammenhängen ähnliche Orientierungen und ähnliche Gefühle der Solidarität haben», sagt ein Kommunalpolitiker aus Freiburg.

Auch der PDS-Europaabgeordnete André Brie hebt die mitreißende Wirkung des bunten Treffens hervor. Er flog direkt von einer privaten Erkundungsreise in den Irak ins sonnige Porto Alegre. «Ich bin hier nach dem Elend im Irak ganz frustriert angekommen, aber diese Vielfalt von Ideen und das Engagement so vieler Menschen hat mich wieder aufgerichtet», sagte der sozialistische Politiker.

Das wichtigste Anliegen der Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos ist der Aufbau einer «Weltöffentlichkeit». Sie soll sich gegen die Auswüchse der von wenigen reichen Ländern dominierten Globalisierung stellen. Stationen auf dem Weg zu einer besseren Welt sind für die Teilnehmer der Kampf gegen die «Ausbeutung» des Südens durch den Norden, gegen die «inhumane» Macht des Kapitals und der multinationalen Konzerne sowie gegen den militärischen, wirtschaftlichen und kulturellen Imperialismus, dessen vor allem die USA beschuldigt werden.

Je kleiner die Arbeitsgruppen, desto konkreter werden die Themen. Da geht es um die Rechte von HIV-Infizierten, sauberes Trinkwasser für Menschen in armen Ländern, die Spannung zwischen Ökologie- und Industriepolitik oder den Widerstand gegen den Bau brasilianischer Atomkraftwerke. Eine Mischung aus Kirchentag und Basar linker Ideen.

Die entstehende Weltöffentlichkeit sieht Eduardo Galeano, Soziologe aus Uruguay, als wichtigstes Bollwerk gegen einen Irak- Krieg. Nur durch massenhaften Widerstand gegen «den Wahnsinn» sei US- Präsident George W. Bush noch zu stoppen. Die USA und ihre Verbündeten wollten sich der immensen Erdölreserven Iraks bemächtigen und das sei der einzige Kriegsgrund. «So einfach ist das», sagt Galeano. Am Pranger stehen die USA und Großbritannien, für ihren Widertand gelobt werden Frankreich und vor allem Deutschland. «Hoffentlich bleibt das so», fügt Galeano beschwörend hinzu.

 

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