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Berichte

"Genau wie Apartheid!"

Die Gemeinden der "Unberührbaren" oder Dalits, wie sie sich selbst nennen, engagieren sich in einem erbitterten Kampf, um die uralte Diskriminierung durch das Kastensystem zu stoppen, die so viele von ihnen in äußerstem Elend leben lässt.

Diskriminierung im Kastensystem, das bedeutet Diskriminierung aufgrund Herkunft und Arbeitsplatz, ein traditionelles Kennzeichen der indischen Gesellschaft, ebenso wie in Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka und in einer Reihe afrikanischer Länder. Dalit, was soviel bedeutet wie "in Teile zerbrochen" oder "runtergetreten", ist der Name der InderInnen, die außerhalb des Kastensystems stehen und dies nutzen für ihre erstarkende Emanzipationsbewegung. Diskriminierung gegen Dalits ist illegal in Indien, aber ihr Kampf ist noch lange nicht vorbei. Dalits kämpfen gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz, gegen die Praxis, sie in separierten Vierteln wohnen zu lassen, und für Zugang zu öffentlichen Räumen wie Strassen, öffentliche Brunnen und die städtischen Heiligtümer, die von den höheren Kasten benutzt werden. Gleichzeitig mit dem Aufstieg der Dalit-Bewegung stiegen auch Gewalt und Belästigung durch die oberen Kasten an. Mord, Verstümmelung, Raub, heruntergebrannte Häuser und gestohlenes Land sind Beispiele für das, was die Dalit Bewegung ertragen muss.

Auf dem WSF wurde bei einem der vielen Dalit-Treffen diskutiert, was Globalisierung für sie bedeute. Bevor die Diskussion begann, standen wir alle auf und es wurde zunächst ein Lied gesungen über Dr Ambedkar, einen Dalit Führer, der während des Freiheitskampfes für ihre Rechte kämpfte und der seitdem so etwas wie ein Heiliger für die Dalits ist. Zum Ende seines Lebens konvertierte Dr Ambedkar zum Buddhismus, eine Religion, der das Kastensystem fremd ist, und Millionen von Dalits konvertierten mit ihm. Andere sind Christen oder Sikh geworden, um ein Zeichen zu setzen gegen das sie und ihre Vorfahren diskriminierende Denksystem der Hindus.

"Bekannte Volkswirtschaftler an der Spitze unserer Bewegung meinen, die Globalisierung sei eine Chance, die die Dalits nutzen sollten" sagte Paul Divakar, Führer der nationalen Kampagne für Dalit Rechte. "Sie denken, es sei eine Chance für uns, aus Kastensystem und Feudalismus auszubrechen". Aber er selbst ist eher skeptisch, wie die anderen Sprecher bei dem Treffen. "Wir, die wir an der Basis arbeiten und sehen, wie das alltägliche Leben der Dalits zerstört wird, haben eher das Gefühl, dass die Globalisierung bekämpft werden muss. Aber es wird in dieser Frage mehr Klarheit benötigt, wir müssen uns ein Urteil aufgrund von Tatsachen bilden."

Ein Problem der Globalisierung sei die Verlagerung der Aufmerksamkeit von staatlichen auf wirtschaftliche Akteure. Dies hat starke Auswirkungen auf die Dalits, da die Wirtschaftsakteure aus den höheren Kasten kommen.

"Die Globalisierung hat die Verwundbarkeit und Unsicherheit der Dali Frauen ansteigen lassen" sagte Manjula Pradeep. Da das ländliche Leben allgemein durch die landwirtschaftliche Liberalisierung bedroht wird, ziehen auch mehr und mehr Dalit Frauen in die Städte in der Hoffnung auf einen Arbeitsplatz in der Industrie. Oft endet dies in einem Leben in den Slums, wo die Frauen Schrott sammeln oder Toiletten putzen, eine Arbeit, die in etwa "manuelles Müllwühlen" genannt wird und exklusiv von Dalits erledigt wird.

In Gujarat, sagt Manjula, verlassen viele Dalit Männer ihre Heimat um Obst zu ernten in den Provinzen des Nordens. Die Frauen, die oft zurück bleiben, haben sehr große Probleme, sich und ihre Kinder durchzubringen. Die Großgrundbesitzer aus den höheren Kasten nutzen ihre Situation oft aus und zwingen sie zu sexuellen Handlungen unter der Drohung, sie andernfalls mitsamt ihren Familien vom Land zu vertreiben.

David Haslam vom International Dalit Solidaritäts -Netzwerk berichtete von einer wachsenden internationalen Solidaritätsbewegung zur Unterstützung des Kampfes der Dalits. "Dieses Thema erfährt dieselbe Solidarität in der Welt wie damals die Kämpfer gegen die Apartheid. Aber oft ist die Diskriminierung auch ebenso schlimm." Doch das Wissen um die Diskriminierung im Kastensystem ist im Westen oft noch recht dünn gestreut. Viele Menschen, einschließlich der Politiker wissen noch nicht einmal, was Kastendiskriminierung ist. "Wir müssen unsere Politiker hinsichtlich dieses Themas erziehen, damit diese Druck auf die indische Regierung ausüben können ", sagte David.

( Helena Tagesson, mediattac)

 

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